über die Malerei von Barbara SJ Kempf
Für Barbara Sara Johanna Kempf wird die Malerei zum Ausdruck des persönlichen Seelenzustands. So wie die Musik als Kunstform und Trägerin spiritueller Botschaften wahrgenommen wird, so spricht ein gemaltes Bild in visualisierten Symbolen über das Innenleben und den göttlichen Geist, der darin steckt.
Der Entstehungsprozess selbst bleibt für die Künstlerin oft ein Mysterium: Sowohl die Inspiration als auch die malerische Umsetzung ergeben erst ein bruchstückhaftes, unvollständiges Bild und verraten meistens noch nicht die ganze Botschaft, die zu entschlüsseln ist. Die unmittelbare Sinnlichkeit beim Malen wird erst durch die Kontemplation und die Reflexion bei der Nachbetrachtung zu einem Gesamtwerk gebracht. Ihr allererstes Gemälde «Dead man disappearing» zeigt das Bild des immer wiederkehrenden Alptraums, unter dem sie in ihrer Kindheit litt.
Jedes Bild will, vergleichbar der schicksalsbezogenen Tarotkarten, den persönlichen Spannungsbogen offen legen, der gezwungenermassen mit der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft der Künstlerin in Verbindung steht. Daher sind die Bilder voller wahrhafter, propädeutischer Symbole, die es im Nachhinein zu entdecken gilt. Das Malen wird zur Konfrontation mit einer unbekannten Offenbarung: Der Schaffensprozess und die Kunst eröffnen eine neue, unverbrauchte Perspektive auf die bisher wahrgenommene Welt.
Dabei kommt es immer wieder zu persönlichen, «hellseherischen» Überraschungen. Am beeindruckendsten war diesbezüglich die reale Erstbegegnung mit einer seelenverwandten Person, deren Persönlichkeitsmerkmale sie in einem kurz zuvor fertig gestellten Portrait wieder erkannte.
Zur Hauptsache beschäftigt sich Barbara Kempf mit Abstraktionen, in denen hochenergetische und spirituelle Themen bildhaft dargestellt werden. Sie stammen aus Assoziationen und Visionen, deren Herkunft eine Träumerei am Tag oder in der Nacht ist, respektive die aus anderen Wahrnehmungdimensionen stammen können. Darüber hinaus nimmt die Umwelt unmittelbaren Einfluss auf die Inhalte und die Ausdrucksformen in den Bildern, derer sich die Künstlerin jeweils in veränderlicher Weise bedient.
Zu Besuch bei ihrem Grossvater in Amsterdam hat Barbara Kempf, kurz nach Abschluss der Lehrerinnenausbildung, die Malerei kennen gelernt. Er empfahl ihr zum Einstieg in das künstlerische Handwerk sich für die klassische Variante mit Ölfarben zu entscheiden. Seither ist die Ölmalerei zum roten Faden ihres Lebens geworden, als unverzichtbare und wertvolle Begleitung während mehrerer Auslandaufenthalte, längeren Aus- und Weiterbildungen sowie wechselnder familiärer Konstellationen.
Während sie von 1988 bis 1993 in Paris lebte und Sozialpsychologie und Tontechnik studierte, besuchte sie regelmässig Kunstmuseen und Galerien. Dabei formte sich ein eigener, genauer Blick auf die betrachteten Gemälde. Von der Rolle als Betrachterin schlüpfte sie eher spontan in eine solche, die selber künstlerisch aktiv werden will: Im Eingang eines Gebäudes fand sie zwei bereits bemalte Leinwände, die zur Entsorgung bereit gestellt waren. Kurzentschlossen nahm sie diese nach Hause und benutzte sie in experimentierfreudiger Weise für den persönlichen Wiedergebrauch. Die Konzentration legte sie dabei noch auf das malerische Handwerk. Die räumliche und schöpferische Distanz zu den ersten Werken fehlte, unter anderem weil diese Gemälde in einer kleinen, unbequemen Küche entstand. Inzwischen konnte sich Barbara Kempf ein grosszügigeres Arbeitsumfeld in ihren wechselnden Ateliers einrichten; geblieben ist die Freude, sich mit der Malerei auf eine spirituelle Entdeckungsreise begeben zu können.
Zu den Inspirationsquellen ihrer spirituellen hochenergetischen Abstraktionen zählt die Künstlerin «persönlich wahrgenommene, göttliche Botschaften», «starke emotionale Erfahrungen mit Beziehungen, Abschiednehmen oder dem Tod nahestehender Personen» ebenso wie «Realitäten, die sich so oder als seelische Eindrücke zu erkennen geben».
Paul Knüsel, Zürich 2019